- niederländische Kolonien
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die ehemaligen überseeischen Besitzungen der Niederlande. Den Ausgangspunkt für die systematische Begründung der niederländischen Kolonialmacht bildete die Errichtung der Ostindischen Kompanie (1602) und der Westindischen Kompanie (1621). Die Ostindische Kompanie, privilegiert im Handel mit Indien, gründete Handelsniederlassungen auf Ceylon, Malakka, Taiwan und dem Malaiischen Archipel sowie Stützpunkte an der arabischen und indischen Küste. Die Westindische Kompanie, deren Operationsgebiet Westafrika sowie Nord- und Südamerika umfasste, übernahm u. a. auch die seit 1590 an der Goldküste bestehenden befestigten Handelsplätze. Sie gründete ab 1628 Stützpunkte in dem Neu-Niederlande genannten Gebiet im Nordosten der heutigen USA, die sie nach 1664 an England abtreten musste, wofür sie 1667 als Entschädigung einen Teil Guayanas erhielt. 1630 eroberte sie Pernambuco und errichtete ein brasilianisches Einflussgebiet, das 1636-44 seine größte Ausdehnung erreichte, aber bereits 1654 wieder aufgegeben werden musste. 1634 wurden die westindischen Inseln Curaçao, Aruba und Bonaire in Besitz genommen. Die ab 1652 besiedelte Kapkolonie war die einzige niederländische Siedlungskolonie (Südafrika, Geschichte). Während die meisten Kolonien bereits im 19. Jahrhundert an Großbritannien übergingen (so endgültig 1815 die Kapkolonie und Ceylon, 1824 Malakka, 1872 die Niederlassungen an der Goldküste), endete die niederländische Kolonialherrschaft über den größten Teil der Sundainseln, die Molukken und West-Neuguinea (Niederländisch-Indien) erst 1949 beziehungsweise 1963 im Zuge der Entkolonialisierung (Indonesien, Geschichte). Die westindischen Besitzungen erhielten 1954 als gleichberechtigte Reichsteile innere Autonomie, Niederländisch-Guayana 1975 dann die volle Unabhängigkeit (Niederländische Antillen, Surinam).
Universal-Lexikon. 2012.